Während Europa im November in herbstliche Ruhe verfällt, bietet sich eine außergewöhnliche Gelegenheit, eines der bestgehüteten Geheimnisse Rumäniens zu entdecken. Tief in den Orăștie-Bergen verborgen liegt Sarmizegetusa Regia – die mystische Hauptstadt des antiken Dakien, die selbst viele Europäer noch nie gehört haben. Gerade jetzt, wenn die Touristenströme längst versiegt sind und goldenes Herbstlicht durch die nebelverhangenen Wälder bricht, entfaltet dieser UNESCO-Welterbeort seinen ganzen magischen Charakter.
Ein Fenster in die vergessene Welt der Daker
Stellt euch vor, ihr wandelt zwischen den Grundmauern einer 2000 Jahre alten Festung, umgeben von einer Stille, die nur vom Rauschen des Windes in den Bergwäldern durchbrochen wird. Sarmizegetusa Regia war einst das politische und religiöse Zentrum des Dakerreichs unter König Decebalus – jenem legendären Herrscher, der dem römischen Kaiser Trajan die Stirn bot. Die kreisförmigen Heiligtümer aus behauenen Steinblöcken, die terrassenförmig angelegten Zitadellen und die ausgeklügelten Bewässerungssysteme zeugen von einer Hochkultur, die Rom das Fürchten lehrte.
Der November verleiht den Ruinen eine besondere Atmosphäre. Während die Sommerhitze längst gewichen ist, hüllen sich die Orăștie-Berge in mystischen Nebel, der zwischen den antiken Säulen hindurchzieht. Die wenigen Besucher, denen ihr begegnet, sind meist einheimische Geschichtsbegeisterte oder internationale Archäologie-Enthusiasten – perfekte Gesprächspartner für tiefere Einblicke.
Entdeckungsreise durch die dakischen Festungen
Sarmizegetusa Regia ist nur der Höhepunkt einer ganzen Kette dakischer Festungen, die sich durch die Berge zieht. Das große Ansamblul Templelor (Tempelkomplex) mit seinen perfekt erhaltenen Kalksteinsäulen lädt zu stundenlangen Erkundungen ein. Besonders faszinierend ist der große runde Tempel mit seinem Durchmesser von 29 Metern – ein steinernes Rätsel, das Archäologen noch immer beschäftigt.
Die nahegelegenen Festungen Costeşti-Cetăţuie und Blidaru erreicht ihr nach kurzen Wanderungen durch herbstlich gefärbte Buchenwälder. Jede dieser Anlagen erzählt ihre eigene Geschichte dakischer Ingenieurskunst. Die Aussicht von den Festungsmauern über das nebelverhangene Tal ist atemberaubend – und im November habt ihr diese Panoramen praktisch für euch allein.
Wanderungen und Naturerlebnisse
Die Wanderwege zwischen den verschiedenen archäologischen Stätten sind gut markiert und bieten unterschiedliche Schwierigkeitsgrade. Der Aufstieg zur Hauptfestung dauert etwa 45 Minuten durch dichten Bergwald. Packt warme Kleidung ein – die Höhenlage von über 1200 Metern und die November-Temperaturen erfordern entsprechende Ausrüstung. Dafür werdet ihr mit kristallklarer Bergluft und spektakulären Ausblicken belohnt.
Praktische Reisetipps für den schmalen Geldbeutel
Anreise und Fortbewegung
Der nächstgelegene größere Ort ist Hunedoara, etwa 40 Kilometer entfernt. Von dort fahren regelmäßig Minibusse nach Costești für etwa 3-4 Euro pro Person. Diese lokalen Sammeltaxis sind nicht nur günstig, sondern auch ein authentisches Erlebnis. Alternativ könnt ihr euch zu viert ein Taxi teilen – das kostet etwa 25-30 Euro für die gesamte Strecke.

Wer flexibel sein möchte, mietet einen Kleinwagen. Die Straßen sind größtenteils asphaltiert, aber kurvenreich. Ein Mietwagen für vier Personen kostet etwa 20-25 Euro pro Tag, aufgeteilt also nur 5-6 Euro pro Kopf.
Übernachtung in der Region
In Hunedoara findet ihr mehrere kleine Pensionen, die Doppelzimmer ab 15-20 Euro anbieten. Besonders charmant sind die familiengeführten Gästehäuser in Costești und Orăștioára, die euch für 12-18 Euro pro Person eine warme Unterkunft und oft auch hausgemachtes Frühstück bieten. Die Gastgeber sind meist deutschsprachig oder sprechen zumindest etwas Englisch.
Für Abenteuerlustige gibt es auch die Möglichkeit, in einer der Berghütten zu übernachten. Diese spartanischen, aber sauberen Unterkünfte kosten nur 8-12 Euro pro Nacht und bieten ein authentisches Bergerlebnis.
Kulinarische Entdeckungen
Die regionalen Gasthäuser servieren deftige rumänische Küche zu erstaunlich günstigen Preisen. Eine herzhafte Portion Ciorbă de burtă (Kuttelsuppe) oder Mici (gegrillte Fleischröllchen) mit Beilagen kostet 4-6 Euro. In den kleinen Dorfläden könkönnt ihr lokale Spezialitäten wie geräucherten Schafskäse oder hausgemachte Wurst für ein Picknick zwischen den Ruinen kaufen.
Der lokale Țuică (Pflaumenschnaps) wird oft kostenlos als Digestif gereicht – aber Vorsicht, er hat es in sich! Eine Flasche für die Gruppe kostet im Laden nur 3-5 Euro.
November – Die ideale Reisezeit für Kulturliebhaber
Warum gerade jetzt nach Sarmizegetusa Regia? Der November bietet euch mehrere entscheidende Vorteile. Die Preise sind deutlich niedriger als in der Sommersaison, und ihr müsst keine Menschenmassen befürchten. Die klare, kühle Luft macht längere Wanderungen angenehm, und die herbstliche Stimmung verstärkt die mystische Atmosphäre der antiken Stätte noch zusätzlich.
Außerdem sind die lokalen Guides und Einwohner im November besonders gesprächsbereit. Ohne den Stress der Hochsaison nehmen sie sich gerne Zeit für ausführliche Gespräche über die Geschichte ihrer Region.
Weitere Highlights der Region
Nutzt die Gelegenheit und kombiniert den Besuch der dakischen Festungen mit anderen Sehenswürdigkeiten. Das imposante Schloss Hunedoara, eine der schönsten gotischen Burgen Europas, liegt praktisch auf dem Weg und kostet nur 3 Euro Eintritt. Die Salzbergwerke von Turda, etwa eine Stunde Fahrt entfernt, bieten ein faszinierendes unterirdisches Erlebnis für 5 Euro.
Budgetplanung für vier Personen
Rechnet mit etwa 35-45 Euro pro Person und Tag für eine komfortable Reise inklusive Unterkunft, Verpflegung und Transport. Sparfüchse kommen mit 25-30 Euro aus, wenn sie in Berghütten übernachten und viel selbst verpflegen. Eintrittsgelder sind in Rumänien generell sehr moderat – für alle dakischen Stätten zusammen zahlt ihr etwa 6-8 Euro pro Person.
Diese Reise nach Sarmizegetusa Regia wird euch nicht nur unvergessliche Einblicke in eine fast vergessene Zivilisation bescheren, sondern auch beweisen, dass die faszinierendsten Reiseziele oft die sind, von denen noch niemand gehört hat. Pack die warme Jacke ein und macht euch bereit für ein Abenteuer, das Geschichte zum Leben erweckt.
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